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Emissionshandel als Hebel zum Klimaschutz

Am 16. Juli 2025 veröffentlichte das Umweltbundesamt die Bilanz zum 20-jährigen Bestehen des Europäischen Emissionshandelssystems (EU‑ETS)1. Seit dem Start im Jahr 2005 haben sich die CO‑Emissionen der im EU‑ETS1 erfassten deutschen Anlagen fast halbiert: –47% bei deutschen Anlagen und sogar 51% europaweit. Ein beeindruckender Erfolg, nicht zuletzt getrieben vom Rückgang in der Energiewirtschaft.

Energiewende als Treiber

2024 sanken die Emissionen aus der Energieversorgung um 9,5% auf 171Mio.t COÄq. Gründe hierfür waren der stärkere Ausbau erneuerbarer Energien, weniger Kohle- und Gaskraftwerke und ein negativer Stromaustauschsaldo mit dem Ausland. Seit 2005 verzeichnet der Sektor insgesamt einen Rückgang um rund 54% im EU‑ETS1.

Industrie: gemischte Entwicklungen
Die energieintensive Industrie konnte ihre Emissionen seit 2005 um gut 29% reduzieren. 2024 lagen sie bei knapp 102Mio.t COÄq, im Vergleich zum Vorjahr ein leichter Zuwachs von 1,1% ausgelöst durch Produktionssteigerungen. Besonders betroffen war der Nichteisenmetall‑ (+15%) und der Chemiesektor (+9%).

Luft- und Seeverkehr integriert
Der Luftverkehr erreichte 2024 fast das Vorkrisenniveau von 2019. 75 Betreiber emittierten knapp 8,9Mio.t COÄq ein Plus von rund 16% gegenüber 2023. Seit 2024 sind auch Seeschiffe ab 5.000 BRZ verpflichtet, CO‑Emissionszertifikate zu kaufen ein weiterer Schritt zur Ausweitung des Systems.

Finanzierungskreislauf: Blick auf den Klimafonds
Die Einnahmen aus dem Emissionshandel betrugen im vergangenen Jahr etwa 18,5Mrd. €. Diese fließen größtenteils in den Klima‑ und Transformationsfonds, der Klimaschutzmaßnahmen in Deutschland finanziert.

Institution im Zentrum: Die DEHSt

Die Deutsche Emissionshandelsstelle (DEHSt) im UBA fungiert als operative Schnittstelle: Sie betreibt die wöchentliche Auktion auf der EEX Leipzig, überwacht die Umsetzung von EU‑ETS1 sowie des nationalen Brennstoffhandels und bereitet den Start des zweiten Systems für Verkehr und Gebäude (EU‑ETS2 ab 2027) vor.

Ausblick und Herausforderungen

Der EU‑ETS1 reduzierte die Gesamtemissionen in Deutschland 2024 um schätzungsweise 5,5% deutlich mehr als der Gesamttrend von 3,4% für alle Sektoren. Gleichzeitig besteht dringender Handlungsbedarf, v.a. im Verkehr und bei Gebäuden Sektoren, die bisher stark außerhalb des Systems operieren, aber ab 2027 in den EU‑ETS2 integriert werden sollen. Das UBA mahnt: Nur ein konsequentes Weiterentwickeln eines gesamten Instrumenten-Mixes kann Deutschlands und Europas Klimaziele bis 2030 sichern.

Fazit

Der Emissionshandel hat sich in zwei Jahrzehnten vom symbolischen Anfang zu einem zentralen Hebel im Klimaschutz entwickelt. Vor allem im Energiesektor zeigt sich sein Erfolg: ein Rückgang um über 50%. Doch das System steht vor großen Aufgaben: Der Zuwachs im Luftverkehr, Industrie-Dynamiken und die Integration weiterer Sektoren erfordern Anpassungen. Mit dem EU‑ETS2 und Reformen wie der Marktstabilitätsreserve erscheint der Emissionshandel aber auf dem richtigen Kurs, um Deutschland und Europa nachhaltig auf den Pfad zur Klimaneutralität zu führen.

 

Quelle: https://www.umweltbundesamt.de/presse/pressemitteilungen/20-jahre-europaeischer-emissionshandel-deutsche

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